16. Juli 2020 | Leave a comment Gibt es etwas, was sich langweiliger anhört als Steuergesetzgebung? Ich kann mir wenig vorstellen, aber exakt über dieses Thema haben wir einen Workshop durchgeführt und eine spannende Woche erlebt. Wie das ging, beschreibe ich in diesem Artikel. Der Informationsaustausch im Rahmen eines Steuerinstruments ist der Austausch von Steuerinformationen zwischen zwei oder mehr Finanzbehörden zum Zwecke der Anwendung des Steuerinstruments oder innerstaatlichen Rechts.Exchange of Information – Guidelines for a Simulation Training Während des Prozesses der Steuerharmonisierung in der Ostafrikanischen Staatengemeinschaft (East African Community oder EAC) wurden Steuerprüfer der nationalen Finanzbehörden im neuen Prozess für den Informationsaustausch in Steuersachen („Exchange of Information on Tax Matters“) für sechs Tage geschult. Zuvor hatte eine klassische Theorie-Schulung stattgefunden. Von den Teilnehmenden kam der Wunsch nach praktischer Anwendung des theoretisch erlernten Wissens. Dazu wurden in Zusammenarbeit mit den südafrikanischen Finanzbehörden tatsächliche Fälle als Inspiration für Fallstudien herangezogen aus denen wir dann Rollenspiele generiert haben. Multilingual „Wir sprechen jetzt alle dieselbe Sprache.“ Teilnehmer des Workshops Der „Exchange of Information“ Workshop hatte mehr als 25 Teilnehmende aus den fünf ostafrikanischen Staaten Burundi, Kenia, Ruanda, Tansania und Uganda. Eine besondere Herausforderung waren Sprachbarrieren. Es gibt in der EAC keine Sprache, die in allen fünf Staaten Landessprache ist. Die drei Sprachen mit der größten Verbreitung sind Englisch (Uganda, Kenia und mittlerweile auch Ruanda), Französisch (Ruanda und Burundi) und Suaheli (Tansania und Kenia, aber auch Uganda). Im Trainingsteam waren alle drei Sprachen gleichermaßen vertreten. Das Training selbst wurde größtenteils auf Englisch gehalten, aber gerade in den Rollenspiel-Situationen wurden alle Sprachen gesprochen. Abwechslung Veranstaltungsort war das Fairway Hotel in Nairobi, Kenia. Es standen mehrere Seminarräume und Außenbereiche zur Verfügung, so dass sowohl gemeinsame Blöcke im Plenum als auch Übungen in kleineren Gruppen durchgeführt werden konnten. Im Laufe der Woche wechselten sich Theorieblöcke, Rollenspiele, klassische Workshop-Energizer und Feedback ab. Case Studies „Es wurde gezeigt, das Spiele und Theater wirksame Lehrmethoden sind.“Offizieller Organisator des Workshops in der EAC Die Case Studies in der gesamten Woche orientierten sich an realen Fällen, die auf die Anforderungen des Workshops angepasst wurden. Aus den Erfahrungen der südafrikanischen Steuerbehörde wurden Fälle extrahiert und mit plausiblen Daten hinterlegt, so dass die Teilnehmenden alle Prozesse mit authentischen Dokumenten und Formularen arbeiten konnten um den Informationsaustausch zu simulieren. Ein Pyramidensystem gehörte ebenso zu den durchgespielten Betrugsszenarien wie Karussellgeschäfte, bei denen nur einmal gezahlte Umsatzsteuer mehrfach zurück gefordert wird. Es mussten Formbriefe verfasst, Anforderungen geschrieben, abgelehnt oder bestätigt, Gespräche mit anderen Steuerbehörden geführt und Steuerpflichtige interviewt werden. Bei alledem war die Einhaltung der gesetzlichen Vorgaben und der interstaatlichen Vereinbarungen im Fokus. Rollenspiel Die Steuerfachleute spielten zu Anfang vor allem ihre eigene Rolle: die von Sachbearbeitern in Finanzämtern imaginärer Länder, die sich mit anderen Ländern austauschen mussten. Im Laufe der Woche wurden die Szenarien komplexer und das Spielen intensiver. Mal wurden Steuerpflichtige befragt, mal sich mit anderen Behörden wie der Polizei ausgetauscht, wieder ein anderes Mal eine geschädigte Firma kontaktiert. Bei allen Spielen stand immer der Lerneffekt im Vordergrund. Anhand der Lerninhalte aus den theoretischen Schulungen konnten konkrete Übungen durchgeführt werden, die die Finanzämter aller fünf Länder in die Lage versetzte nach Abschluss der Woche den Informationsaustausch durchzuführen. Partner Dieses Training wurde im Auftrag der Deutschen Gesellschaft für internationale Zusammenarbeit giz mit Unterstützung der East African Community und des South African Revenue Service durchgeführt. Teilen auf:FacebookLinkedInTwitter