Agile Management mit Rollenspiel erlebbar machen

Wir schreiben das Jahr 2219. Die Menschheit hat die Grenzen ihrer planetaren Herkunft überwunden und begonnen, das Sonnensystem zu besiedeln. […] Bis in die äußersten Regionen des Sonnensystems besteht ein Netz von Raumstationen, die die Ausgangsbasis bilden für noch weitere Reisen, über die Grenzen unseres Sonnensystems hinaus und zu benachbarten Sternen. Insbesondere der nächste Sternennachbar unserer Sonne, Proxima Centauri, wird mittlerweile regelmäßig von Raumschiffen angesteuert, die die Planeten seines Systems erkunden und für eine Kolonisierung vorbereiten sollen. Vielleicht könnte auch endlich eines der sagenumwobenen Sternentore entdeckt werden?

Mission Proxima
Das Logo der Mission

Wie erlernt man agile Unternehmensführung? Um eine Idee davon im Workshop erlebbar zu machen haben Florian Kollmann und ich für ein großes, mittelständisches Bauunternehmen ein Larp entwickelt und gemeinsam mit Matthias Bongartz von Mai Consulting durchgeführt.

In diesem zweitägigen Workshop wurde eine 30-köpfige Forschungsmission auf einen „fernen Planeten“ entsandt um das Schicksal vergangener Expeditionen zu ergründen und Ressourcen für die Zukunft zu erschliessen. Die komplette Marketing-Abteilung begab sich für einen ganzen Tag auf diese Reise in fremde Welten. Der zweite Tag widmete sich dann umfassend der Reflexion und Aufarbeitung des Erlebten.

Start me up!

Die Spielregeln (zusammengefasst und illustriert von Jörg Jelden)

Wie geht man miteinander um, was kann man in einem solchen Spiel tun und wie funktioniert das dann? Als wichtigste Prinzipien wurden die Zwei Spielregeln, Play for Drama und der Magische Zirkel eingeführt.

Zwei Spielregeln

  1. Wenn dich jemand anspielt, reagiere in deiner Rolle.

Mission Proxima ist ein Rollenspiel. Alle Teilnehmenden haben eine Rollenbeschreibung mit eigener Geschichte, eigenen Interessen und Motivationen erhalten.

2. Wenn ich jemanden anspiele erwarte ich keine bestimmte Reaktion.

Play for Drama

In Spielen geht es oft ums Gewinnen. Nicht so in Rollenspielen. Play for Drama steht dafür nicht unbedingt gewinnen zu wollen, sondern stattdessen etwas Spannendes zu erleben – und dafür manchmal auch etwas scheinbar Dummes zu tun. Ähnlich wie in einem Theaterstück, geht es vielmehr darum interessante Geschichten zu erzählen und dadurch neue Erfahrungen zu machen. Daher ist es manchmal besser sich gerade nicht so zu verhalten, wie es für meine Rolle am Besten wäre, sondern stattdessen so wie es interessant wäre. Manchmal verhalten sich Menschen auf den ersten Blick irrational, lassen sich von ihren Emotionen zu unvernünftigen Reaktionen hinreissen oder vergessen schlicht, was sie eigentlich erreichen wollten.

Der Magische Zirkel

Jedes Spiel zeichnet sich durch eine eigene Welt aus: beim Brettspiel ist es z.B. das Spielbrett und die Komponenten die dazu gehören, beim Fußball sind es Spielfeld und Stadion. Spielregeln gehören aber auch dazu und das Verhalten der Teilnehmenden untereinander – man ist z.B. abwechselnd dran oder spielt gleichzeitig. Alle diese Elemente begrenzen das Spiel und definieren es zeitlich und räumlich. Man kann sie unter dem Begriff Magischer Zirkel zusammenfassen.

Eine Rollenbeschreibung

Outer Space

Logo des Laborteams

Nach der Einführung in die Spielregeln gab es einige Improvisationsübungen zum „Aufwärmen“ bevor die Teilnehmer*innen ihre Rollen und Kostüme (Schutzanzüge für die feindliche Umgebung des fremden Planeten) bekamen. Dann ging es los ins (Bus-)Shuttle zur Spiellocation.

Durch ein „Unglück“ beim Landeanflug stürzte die Kommandokapsel mit allen Expeditionsleitern ab, so dass man nun auf sich alleine gestellt war. Sowohl die Führungsstruktur als auch alle Abläufe für die Erforschung des Planeten mussten von den Teilnehmenden während der Expedition selbst festgelegt und weiter entwickelt werden.

Es wurden 6 verschiedene Teams gebildet, die auf der Mission unterschiedliche Aufgaben zu lösen hatten. Drei Teams für Technik, Planung und Labor richteten am Landepunkt ein Basislager ein und drei weitere Teams Alpha, Beta und Gamma die Umgebung erkundet.

Ausstattung und Requisite für Mission Proxima

Is there Life on Mars?

Jedes der Erkundungsteams wurde mit unterschiedlichen Herausforderungen konfrontiert. So war z.B. die Funkverbindung zum Basislager nicht immer gewährleistet, so dass die Teams zeitweise auf sich allein gestellt waren und daraufhin Entscheidungen treffen mussten von denen sie nicht immer erahnen konnten welche Konsequenzen sie haben würden.

Im Basislager waren viele praktische Probleme zu bewältigen, wie z.B. gemeinsam Zelte und Pavillons aufzubauen und die Lebensmittelversorgung mit „Weltraumnahrung“ zu gewährleisten.

Am Ende des Tages wiesen alle Erkundungen und Forschungsergebnisse auf einen bestimmten Ort und man beschloss dorthin gemeinsam aufzubrechen um hoffentlich endlich das ersehnte Sternentor zu finden…

Unterwegs auf „Alpha Proxima“
Ein Werbeposter der Mission

Space Oddity

Nach dem am Ziel zu guter letzt noch eine gemeinsame Aufgabe erfolgreich bewältigt wurde endete die Mission Proxima am gesuchten Sternentor. Es folgte ein informelles Debriefing mit dem der Tag bei Kaffee und Kuchen zu Ende ging.

Am zweiten Tag wurde das Erlebte dann in einer ausführlichen Reflexion aufgearbeitet und inhaltlich eingeordnet:

  • Was bedeutet agiles Management eigentlich?
  • Welche Prinzipien agilen Arbeitens kann man aus den Erfahrungen der Mission Proxima ableiten?
  • Wo wurden diese schon angewandt, wo nicht?
  • Was wollen wir an unserer Zusammenarbeit ändern um auf Veränderungen zu reagieren?

Mit Hilfe des Rollenspiels konnte in kurzer Zeit eine große Bandbreite an außergewöhnlichen Situationen erlebt werden, die es ermöglichen eine hilfreiche Distanz zu Alltagsproblemen aufzubauen und diese gleichzeitig greifbar zu machen.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert